was ist das zikir ?

„Gedenke Gottes so inständig, bis du dich selber ganz vergisst
und du im Angerufenen aufgehst, bis weder Rufender noch Ruf ist.“
JELALEDDIN RUMI


„Zikir“ auf Türkisch, „Dhikr“ auf Arabisch, „Zakor“ auf Hebräisch, all diese Wörter haben die gleiche Wurzel und heißen „sich erinnern“ oder „Erinnerung“.

Der Zikir ist für mich eine Feier.
Wir kommen zusammen, wir singen, tanzen, rezitieren Mantras aus allen Traditionen und wir begeben uns in Demut und Dankbarkeit in den lebendigen Raum der Stille. Wir begegnen uns gegenseitig, wir erkennen und begrüßen das Licht, das in unserem Herzen wohnt.

Die Stille eröffnet immer wieder Tore zum mystischen Erleben „Du und Ich, wir sind Eins“, „Liebender, Geliebte und Liebe sind Eins“, „Nichts existiert ausser Gott/Allah/das Eine“ rezitieren wir, meistens auf arabisch aber auch auf deutsch.
Die Kraft liegt in dem Mysterium, dass wir uns im Zikir gemeinsam auf den Weg begeben und trotzdem, in der Stille, sind wir alleine, per „Du“ mit dem Sein.

Als kleines Kind war ich ein spirituell, mystisches Wesen. Meine Neugier und meine Präsenz waren sehr offen und ich weiss noch, wie ich Nächte lang mit dem Universum geplaudert habe, immer mit dieser grossen ungelösten Frage: „Soll ich das unendliche Sein Siezen oder Duzen?“. Ich wollte höflich sein, mich respektvoll zeigen, aber mein Herz war hin und her gerissen, weil ich so eine unendliche Intimität mit dem Universum spürte. Es mag kindlich klingen, aber es war für mich eine sehr wichtige Grundhaltung, die ich damals nicht klären konnte.
Die Feier des Zikirs hat diese Frage - endlich nach einigen Jahrzehnten - beantwortet.

Im Herzen des Seins, existiert keine Frage ohne Antwort.
Vielleicht ist es die Antwort selbst, die uns ruft sie zu fragen?

Zikirs werden auf der ganzen Welt zelebriert, meistens im Verbindung zum Islam, aber diese Feier ist viel viel älter und ihr Wesen besteht aus der Gemeinschaft aller Herzen, egal aus welcher Tradition die Anwesenden stammen. Es ist ein Ort der Verbindung und der Versöhnung.

Traditionell, am Ende des Zikirs bleiben die Menschen noch etwas zusammen, es wird Süssigkeiten und Tee verteilt, Geschichten erzählt, Fragen gestellt und es wird auch über Menschen, die Hilfe brauchen gesprochen, Spenden gesammelt.

Jeder Zikir ist ein einmaliger, kostbarer Juwel, der unsere Herzen tröstet, reinigt, belebt, Sanftmut und Zuversicht schenkt, uns an der Geschenk der Dankbarkeit erinnert.

Wir singen, tanzen, verbinden uns in der Intimität unseres Herzens: die Stille ist dann der Zutritt in diesen ungesprochenen und unaussprechlichen Dialog mit dem Sein.



es menschelt...

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„du menschelst wieder“ las ich in den augen von meine eselstute sara. rund offen, die augenbrauen nach oben gezogen sie blieb für einen augenblick stehen. nur einen augenblick und dann, wieder weg im kreis, ihre lange ohren nach hinten bedrohlich angelegt. „du menschelst wieder“ deutete auch nuria, 5 meter von mir entfernt, bereit sich weggzudrehen und noch mehr raum zu schaffen zwischen ihre unversehrtheit und meine unberechenbarkeit. malika, unseren fohlen „was ist menscheln, mamma?“ drehte sich weg von mir, perfekt symmetrisch eingestimmt mit ihre mutter sara. attila, war in der dunkelste ecke der stall versteckt „oh, gott, nicht wieder in ihre menschelnden stimmung kommt sie...“ schaute er mir an, die ohren zurückgedreht, ganz körper hinter der wand versteckt. nur einen eselgesicht mit fragezeichen auf den stirn geschriben.

ich bin heute im stall für den täglichen reinigung dienst mit schlechte laune gekommen.
8 uhr früh, im schnee bedeckten hügeligen grabfeld, bei aufgehende sonne und für ende januar warme 2 grad wirklich ein angenehmer dienst... aber ja, ich war einfach in mein eigenen kram vertieft, zackig, nervös, unachtsam.

die spiegelung meine 4 esel, hat mich plötzlich im augenblick gebracht.
stop.
einatmen - ausatmen.
okay.

„ich menschele wieder zu viel“ habe ich gedacht, „das ist nicht wirklich freundlich meine 4 esel gegenüber“ und danach wurde es noch besser: „huch, es ist auch nicht besonders freundlich
mir gegenüber...“

und so, ist das tor der reflektion aufgegangen.
schnell bin ich über meine aktuelle emotionale lage klar geworden.

„ok, jetzt esele ich“ habe ich gedacht,
wieder tief atmen,
meine augen weg von der direkten blickkontakt,
sondern entspannt sich der horzont schenkend.

ausatmen, loslassen,
eine qi gong übung,
und dann einen sanftes lächeln
und - schwuppitiwups -
meine esel konnten es 1 zu 1 „lesen“ und kamen zu mir
„so es ist gut“ kuschelte es sich attila,
„spielen wir?“ wollte malika
„kratzt du mir kurz unter der auge?“ wollte nuria
„wann futterst du endlich!“ mahnte sara.

und ich konnte wieder lachen